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Schultenhof Winkhausen

Landwirtschaft und Gaststätte mit Naturkühlschrank

Einer der schönsten, ältesten, wertvollsten, geschichtsträchtigsten, repräsentativsten … Der Schultenhof Winkhausen steht für Superlative im Hochsauerlandkreis. Das liegt auch an der liebevollen Renovierung der schmucken Hofanlage durch die heutigen Eigentümer, Familie Kuss. Sie haben das Fachwerkhaus von 1662 mit historischem Bewusstsein aufpoliert. Die Kombination zwischen alt und neu gelingt mit einem Café, Ausstellungsfläche und Ferienwohnungen. In der früheren Fuhrmannskneipe stehen die originalen Bänke und Tischen aus dem 17. Jahrhundert. Erhalten ist auch der historische Bergkeller, der früher die Funktion eines Kühlschranks hatte.

Erbauer des Schultenhofs war Martin Schulte. Sein Name und das Datum 2. April 1662 sind im Fachwerkbalken des Haupthauses eingemeißelt. Bereits rund 130 Jahre vorher wurde in Steuerunterlagen ein Abel Schulte erwähnt – die Hofstelle gehörte zu sechs anderen im Ort und ist wohl um einiges älter. Das zeigt ein erhaltener Brunnen aus dem Mittelalter. 1774 gab Johannes Rudolf Schulte dem Hof mit umfassenden Umbauarbeiten seine heutige Form.  Die Größe der Anlage spricht für ihre besondere Bedeutung im Ort – auch die Lage an der früheren Handelsstraße wird dazu beigetragen haben. Wie lange es die Gaststube gibt, ist unklar. Heute hat der Hof ein Café. Den Bergkeller als Eislager entdeckte Gerhard Kuss 2018 wieder. Die Familie Kuss hat den Schultenhof renoviert und ihm eine eigene Prägung gegeben. So gibt es eine Ausstellung von historischen Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Geräten, Haushalts- und Schmuckgegenständen aus dem 19. und 20. Jh.

Das Ensemble des Schultenhofs besteht aus drei Elementen: dem repräsentativen Haupthaus, dem zweigeschossigen früheren Schafstall und einer Remise mit ehemaligem Schweinestall.  Das niederdeutsche Fachwerk-Längsdeelenhaus wurde teilmassiv mit zwei Geschossen gebaut. Das Satteldach ist mit Schiefer gedeckt. Auf den ersten Blick fallen die mit symbolischen und spielerischen Schnitzereien verzierten Balken mit den Inschriften auf. Zu erkennen sind u.a. tanzende Kinder, Lebensmittel und ein Unendlichkeitssymbol.  Die Diele (Deele) hat ein altes Fischgrätpflaster. Das sogenannte Kammerfach, der ehemalige Wohnraum, wurde vor längerer Zeit mit Original-Materialen erneuert.  Zu beiden Seiten des Wirtschaftsteils lagen die Kübbungen (=Stallungen). Viele historische Elemente sind erhalten, so wie das vierteilige Deelentor mit Rauchlöchern. Der Schaf- und der Schweinestall haben ein massives Erdgeschoss mit aufgesetztem Fachwerk und Schieferdach.

Der Schultenhof war immer ein großer Hof im Ort. 1777 standen in den Ställen 5 Pferde, 20 Kühe, 1 Ziege, 5 Schweine und 40 Schafe.  Laut Aufzeichnungen soll die Hofstelle seit Gründung Eigentum der Familie Schulte gewesen sein, bis der letzte Schulte kinderlos starb und den Hof um die Wende zum 20. Jh. an seine junge Frau und einen Neffen vererbte. 1935 gehörten 76 ha Land zum Betrieb, die beiden Pferdeställe waren für über 30 Tiere ausgelegt. Bis 1939 war der Schultenhof auch Wirtshaus und Fuhrmannsgaststube. Nach Erzählung waren die Gebäude spätestens dann ziemlich heruntergewirtschaftet, wurden aber vom Landeskonservator als typisches Sauerländer Bauernhaus unter Denkmalschutz gestellt, so dass Teile mit Fördergeldern erhalten werden konnten. Die Familie Kuss übernahm den Hof 1992 und hat das gesamte Ensemble umfassend renoviert. Inzwischen unterhält die zweite Kuss-Generation den Schultenhof und eine dritte wächst heran.

  • Ganz oben: IHS – NIHILSINE DEO
  • Etwas drunter: GLORIA IN EXCELIS DEO ET INTERRA PAX ET HOMNIBUS VOLUNTATIS
  • Balken über Tor: AE DES EXSTRUCTAS DEFESOR AESPICE JESU AGRICOLIS FAUENS GRAVIOVE AORILABORI – ERRICHTET DURCH MARTINUS SCHULTE A. D. 1662 DEN 2. APRIL / REOVIERT DURCH IOHANNES RUDOLF SCHULTE ANNO 1774 DEN 13: IULIJ
  • Etwas drunter (scheint jünger zu sein): VIELE GESCHLECHTER ÜBERLEBT ICH / VIELE SCHRECKEN DURCHBEBT ICH / MEINE EICHENBALKEN STEHEN STUR WIE ERZ / SO SOLLST DU HOFFEN O DEUTSCHES HERZ
  • Direkt über dem Tor (wohl auch jünger): WOHL DEM/DER DEN DANK DER ÖFFENTLICHEN ÄMTER NICHT SUCHT/VON ALLER POLITIK UND PARTEI SICH FERNHÄLT/DEN ACKER DER VÄTER BEBAUT/UN DENKET ASE GOLDSMIEDS JUNGE

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Aus dem Nähkästchen geplaudert...

 

Sammellust und Entdeckersinn von Gerhard Kuss verdankt der Schultenhof viele Attraktionen. Den mittelalterlichen Brunnen in der Küche (heute unter Glas) entdeckte er bei Bauarbeiten. Der Stollen im Hang gegenüber fand er 2018 wieder: Hier war bis in die frühen 1960er Jahre ein Eiskeller im Berg. Kuss recherchierte, dass das Wasser aus der Lenne mit Holz-Barrieren auf die nahen Wiesen geleitet wurde. Zu Eis gefroren, schnitt man die 15-25 Zentimeter dicke Schicht in Blöcke und Stangen und bewahrte sie bis zum kommenden Herbst im Bergkeller auf. Bevor es elektrische Kühlschränke gab, wurde dieses Eis im Sommer zum Kühlen benutzt – entweder in der Wirtschaft selbst, oder es wurde verkauft. Im ehemaligen Schafstall gibt es spannende Dinge von früher zu sehen: Alte Fahrzeuge, darunter eine Dampflokomobile von 1927, Spielzeug, Möbel, Haushaltsgegenstände, sogar komplette Werkstätten. Außergewöhnlich ist auch eine historische Amateurfunkstation.

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