Sauerland Seelenorte
Lebendige Stille
Sauerland·Seelenorte – das sind Felsen und Steinbrüche, Kirchen und Bergkuppen, mächtige Bäume und unterirdische Grotten, Seen und Täler. 43 Orte, über die Sauerland-Wanderdörfer verteilt, wurden ausgewählt, weil sie besonders beeindruckend sind und für die Menschen in ihrer Umgebung eine besondere Bedeutung besitzen. Nicht nur heute, sondern auch schon zu früheren Zeiten. Sie berühren die Menschen emotional, geistig und spirituell. Sie rufen starke Resonanzen hervor. Es sind Orte, zu denen die Menschen wandern und wo sie abschalten können. Zu sich kommen. Die Ruhe genießen. Inspiriert werden. Neue Einsichten gewinnen. Auch wenn jeder Seelenort seine eigene Geschichte erzählt, gibt es eine Qualität,die alle verbindet: Lebendige Stille.
Wilzenberg
Gemeinsam – allein sein
Land der tausend Berge, ja, aber wo hört der eine Berg auf und fängt der andere an? Meist bietet sich dem Wanderer ja dieses Bild: Vom Kamm läuft die Horizontlinie zur Höhe hinauf und auf der anderen Seite herunter, um gleich wieder zum nächsten Gipfel anzusteigen. Die Kuppen sind wie Perlen aufgereiht an einer Schnur. Nur einer ragt heraus. Ich nähere mich ihm auf einem Wanderweg von Westen. Imposant erscheint er nicht wegen seiner Höhe, 658 Meter, sondern weil er allein steht. Als Kegel mit abgeflachter Spitze baut sich der Wilzenberg vor mir auf. Ohne dass er sich an einen anderen Bergrücken anlehnt. Er steht für sich selbst. Das flößt Respekt ein.
Steckbrief
Schmallenberg-Grafschaft: 51.152819 | 8.326082
Wanderwege: Golddorf-Route Grafschaft
Parken: Wanderparkplatz Wilzenberg
Der ›Heilige Berg‹ des Sauerlandes. Ein Wallfahrtsort in der Natur, errichtet auf dem Gelände zweier Wallburganlagen aus dem 2. Jh. v. Chr. und dem 9.-10. Jh. n. Chr.
Auch ein ehemaliger Fabrikhof kann ein Seelenort sein. Der Außenbereich des DampfLandLeute-Museums erinnert an die großen Zeiten der Wasserkraft und Dampfkraft und an einen eigenwilligen Unternehmer.
Kraftplatz DampfLandLeute Museum
Anarchie und Demut
Hier passt nichts zusammen. Und das passt richtig gut. Klingt widersprüchlich? Genau darum geht´s. Um Widersprüche. Im Charakter jenes Mannes, der diesen Platz geprägt hat; im Geist eines jeden Menschen mit seinen unterschiedlichen Stimmen; als Herausforderung, an der wir manchmal verzweifeln.
Steckbrief
Eslohe: 51.26191 | 8.165718
Wanderwege: Rundwanderweg E2
Parken: Sparkasse, Hauptstraße
Kyrill-Pfad
Tod und Neugeburt
Ein Friedhof, mitten im Wald. Am Morgen des 19. Januar 2007 türmten sich hier die Baumleichen bis zu zehn Metern hoch. Sie lagen kreuz und quer übereinander. Umgelegt von jemandem, den sie auf deutsch ›den Herrlichen‹ nannten. Auf griechisch heißt er Kyrill. Der Wintersturm fegte mit Windstärken von bis zu 225 Kilometern in der Stunde durch Europa. Auch im Sauerland verwüstete er riesige Waldflächen. Am stärksten betroffen waren Flächen mit Fichten: Sie wachsen zwar schnell, wurzeln aber nur flach im Boden. Kyrill hatte leichtes Spiel.
Steckbrief
Schmallenberg-Schanze: 51.129212 | 8.37843
Wanderwege: Kyrill-Pfad Schanze
Parken: Wanderparkplatz Schmallenberg-Schanze
Stefan Knippertz
"Der Kyrill-Pfad, das ist ein chaotisches Miteinander. So erscheint es auf den ersten Blick, aber, wenn man genau hinguckt, ist alles geordnet. Jeder findet hier seinen Platz, ob Tier, ob Pflanze"
Kapelle aus dem Jahr 1637 mit fragmentarisch erhaltener Wandmalerei auf dem Pass zwischen der Kückelheimer Höhe und dem Steltenberg.
St. Rochus-Kapelle
Beharrlichkeit
Man schrieb das Jahr 1637. Das Land befand sich in einem Krieg, der dreißig Jahre dauern sollte. Bauernhöfe wurden von marodierenden Soldaten geplündert, Dörfer in Brand gesetzt, viele Menschen umgebracht. Was der Krieg verschonte, raffte eine unheimliche Krankheit dahin, die sich bis heute als Trauma tief ins Gedächtnis Europas eingegraben hat: die Pest. Ganze Landstriche wurden entvölkert. Irgendwann erreichte das große Sterben auch das Sauerland. In Medebach soll es begonnen haben und dann suchte es Eslohe heim. In einem Legendentext heißt es: »Die Pest raste und würgte mit gierem Maul im Ort weiter. Ließ sich nicht scheuchen, nicht durch Beten und Segnen, nicht durch Schnapstrinken aus großen zinnenen Krügen und durch Räuchern mit Kuhmist. Riss dem stärksten Manne das Werkzeug aus der Hand und tötete den Säugling an der Mutter Brust.«
Steckbrief
Eslohe, St.-Rochus-Weg: 51.253599 | 8.153797
Wanderweg: Esselsteig
Parken: Sparkasse, Hauptstraße
Stein-Zeit-Mensch
Ehrfurcht
Erde, Stein und Holz. Sonst nichts. So einfach. Und gleichzeitig trifft mich dieses Bild mit archaischer Wucht. Der dunkle Felsquader liegt auf einem Sockel, unendlich schwer, unangreifbar, wie aus der Ewigkeit gefallen. Woher stammt er? Wie kam er hierher? Welche Riesen konnten ihn bewegen? Warum landete er hier, auf dieser Lichtung? Umfriedet wird er von acht Baumstämmen, ohne ihre Rinde hell, glatt und nackt, auch sie massiv. Säulen des Waldes. Die Monsterhölzer, die waagerecht auf ihnen ruhen, begrenzen das rätselhafte Gebilde nach oben.
Steckbrief
Schmallenberg-Schanze: 51.111599 | 8.380608
Wanderweg: WaldSkulpturenWeg, Rothaarsteig, Audioweg am Rothaarsteig - Buchenwälder rund um Schanze
Parken: Wanderparkplatz Schanze
Monumentale Skulptur des Künstlers Nils-Udo inmitten der ausgedehnten Wälder des Rothaarkamms auf dem WaldSkulpturen-Weg von Schmallenberg nach Bad Berleburg.
Der Lebensbaum (Thuja) auf dem Wormbacher Kirchhof wurde 1945 von einer Bombe getroffen, die den oberen Teil des Baumes zerschlug. Aber das Leben ging weiter und statt einer, weisen heute sogar drei Spitzen in den Himmel.
Kirche und Kirchhof Wormbach
Lebendiger Tod
Wer ins Gotteshaus will, muss über den Friedhof. Und der ist quicklebendig. Seine Umfassungsmauer mit ihren Spalten und Nischen ist ein Biotop für Moos und Mauerbrecher, Tüpfelfarn und Steinkraut. 300 Jahre alte Linden stehen wie andächtig im Kreis. Ein Feuersalamander kriecht in Zeitlupe zu seinem Platz an der Sonne, die erste wärmende Strahlen schickt. Sie verlängert die Holzkreuze, die in fein abgezirkelten Reihen stehen, um lange Schatten. Jetzt, bei Sonnenaufgang, wird augenfällig, dass alle Gräber nach Osten ausgerichtet sind. Sie liegen nicht auf einem Gottesacker außerhalb des Dorfes, sondern direkt neben der Kirche. Die Toten und die Lebenden sind Nachbarn. Schlichte Eleganz auf den Gräbern: Einst beendete ein Pfarrer den Schönheitswettbewerb, welcher Bauer den dicksten Grabstein habe, und ordnete einfache Holzkreuze an. Jeder, ob arm oder reich, hat sich einzureihen. Vor dem Tod sind alle gleich.
Steckbrief
Schmallenberg-Wormbach: 51.167282 | 8.257041
Wanderweg: Schmallenberger Rundweg S4
Parken: Parkplatz direkt an der Kirche Wormbach oder Stadthalle Schmallenberg
Wormbacher Sommerkonzerte
Musik
Zum festen kulturellen Bestand von Schmallenberg gehören die Wormbacher Sommerkonzerte. Sie finden seit nunmehr 46 Jahren unter der Leitung von Ulrich Schauerte in der romanischen Kirche Wormbach statt. Mit den jeweils 10 Abendveranstaltungen in den Sommermonaten Juli und August ist die Konzertreihe zu einem Anziehungspunkt für Musikfreunde weit über Schmallenberg und Südwestfalen hinaus geworden.
- Zeit: Vom 02.07. bis 27.08.2023 immer sonntags um 19:30 Uhr
- Anmeldung: Eine Anmeldung ist nicht erforderlich
- Treffpunkt: St. Peter und Paul, Schmallenberg-Wormbach, Alt Wormbach 4
- Kosten: Eintritt frei, wir freuen uns über eine Spende für die Kirche
- Kontakt: Wormbacher Sommerkonzerte, Ulrich Schauerte, 02972 7218, info@wormbacher-sommerkonzerte.de,www.wormbacher-sommerkonzerte.de
Hollenhaus
Moosbewachsener Felsen inmitten eines Laubwaldes, von dem die Bödefelder Hollensage erzählt.
Die Hollen sind Waldwesen gewesen, die tief eingegraben im Gestein gehaust hätten. Freundlich seien sie zu freundlichen Menschen gewesen, hilfreich in der Not. Besonders liebten sie die Bödefelder Kinder, die gerne in der Nähe des Felsens spielten. Ihr selbstvergessenes Spiel rührte sie, und sie gesellten sich gerne zu ihnen. Abends, wenn die Kleinen zurück ins Dorf mussten, schenkten sie ihnen kleine, wunderschöne, glänzende Steine. Für die Kinder waren es nichts als Geschenke, die ihr Herz erfreuten. Doch ihre Eltern sahen: Das ist pures Gold! Die Gier der Erwachsenen erwachte. Sie wollten mehr. Beim hohen Felsen im Wald suchten sie das Versteck des Schatzes, um ihn zu rauben. Zur Strafe verstopften die Hollen alle Eingänge und verwandelten so ihr Haus in einen riesigen Felsen. Sie wurden nie wieder gesehen.
Steckbrief
Schmallenberg-Bödefeld: 51.229258 | 8.390949
Wanderweg: Golddorf-Route/Hollenpfad
Parken: Wanderparkplätze "Spielplatz" und "Unter dem Nonnenstein"
Klaus-Peter Kappest
"Hier erlebe ich urwüchsige Natur. In dieser Kathedrale des Waldes fühle ich mich der Urkraft der Natur und Gott näher."
Wanderreise
ab 189,-€ p.P.
Die Entstehung der Sauerland Seelenorte
Mehr Infos zum Projekt
Die Sauerland Seelenorte sind im Rahmen des Projekts "Sauerland. Inspiration" zusammengetragen worden. Dabei ging es darum, die immer wichtiger werdenden Bedürfnisse der Wanderer nach Reduktion, Begegnung und Inspiration sowie die Suche der Menschen nach Sinn und spiritueller Erfahrung zu berücksichtigen. So wurden u. a. spirituelle oder kraftvolle Orte, die über eine besondere Ausstrahlung verfügen, (Ausblicke, Plätze an Quellen, an Landschaftsgrenzen, in Kapellen, Kirchen und Moscheen) identifiziert und neu in Szene gesetzt.