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Haus Vollmert

Der Stadtbrand von Schmallenberg im Jahre 1822

Am Vormittag des 31. Oktober 1822 war Schmallenberg in heller Aufregung: Ein Feuer war ausgebrochen und begann auf die gesamte Stadt überzugreifen. Was war passiert? An diesem sehr windigen Donnerstag im Jahre 1822 stieg morgens Johannes Kevecordes, der Bewohner des Hauses „Stübben“ (welches auf dem heutigen Rathausparkplatz stand) auf sein Haus, um es neu mit Stroh zu decken. Von der Pfeife, welche er sich bei den Arbeiten anzündete, sprang ein Funken auf das Dach über. Der starke Südost-Wind tat sein Übriges das Feuer rasch in der gesamten Stadt zu verbreiten: 131 Häuser brannten an diesem Tage ab; einzig 17 Häuser im Südosten der Stadt blieben von den Flammen verschont.

Schon am nächsten Morgen erschien der Landrat Pilgrim aus Meschede in der Stadt, um den Wiederaufbau anzustoßen. Dieser war keine drei Jahre später schon vollendet. Gründe dafür waren der einfache in Arnsberg zusammengestellte Bebauungsplan und die – trotz der Katastrophe – gute finanzielle Situation der Schmallenberger, da die preußische Brandversicherung und zahlreiche Hilfsgüter, die Bürger unterstützten. Der in Arnsberg am Reißbrett geplante neue Bebauungsplan sah vor, dass Schmallenberg durch die zwei parallelen Hauptstraßen mit ihren Querstraßen einer Leiter ähnelte. Auf der heutigen Weststraße waren dabei die größeren Grundstücke angesiedelt. Es war ein sehr schlichter, aber effektiver Aufbau, war die Verteilung der Grundstücke längs der Straßen so einfacherer und man konnte die Bebauung auf den Bergrücken oberhalb der Lenne beibehalten und sogar optimieren, da man die Stadtfläche, durch den Abbruch der Stadtmauer, verdoppeln konnte.

Anhand der verbreiterten Hauptstraßen zocken sich nun die freistehenden Häuser in Traufenstellung, d.h. mit dem Dach parallel zur Straßenseite geneigt. In der Schmallenberger Kernstadt finden sich dabei zwei Dachtypen wieder: Das Satteldach und das Krüppelwalmdach. Die Häuser waren dabei alle symmetrisch angelegt, mit drei oder fünf Achsen, wobei der Hauseingang immer in der Mitte lag. Die Schmallenberger Häuser waren dabei an den klassizistischen Baustil angelehnt, spiegelten aber auch die typische sauerländische Bauweise wieder: Sie waren mit Schiefer aus der Region gedeckt und waren weiß verputzt, um an die alten Fachwerkbauten zu erinnern. Trotz dieser architektonischen Gleichheit erscheint die Kernstadt aber keineswegs öde, sondern ergänzt sich zu einem geschlossenen Konstrukt. Gewährleistet wird dies auch dadurch, dass sich Neubauten in die alten Muster einpflegen.

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Veranstaltung 200 Jahre Stadtbrand

Dem Wiederaufbau nach 1822 und dem daraus resultierenden Charakteristika der Kernstadt, welche bis heute noch erkennbar sind, war es auch zu verdanken, dass Schmallenberg 1975 in die erste Lieferung des „Westfälischen Städteatlas“ aufgenommen wurde. Schmallenberg repräsentiert dabei den mustergültigen klassizistischen Aufbau einer Stadt nach einem Großbrand. Aufgrund dieser herausragenden Stellung wurde Schmallenberg auch 1990 in die „Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne NRW“ aufgenommen. Denn auch ohne mittelalterliche Bausubstanz, besticht die Schmallenberger Kernstadt durch ihren einheitlich klassizistischen Charme, welchen sie sich seit 200 Jahre bewahrt. Zum Jahrestag des Brandes am 31. Oktober 2022 fand eine Stadtführung der besonderen Art statt, wo das Haus Vollmert als „Brandherd“ herhalten musste.

Ihr Standort:

Quellen/Literatur:

Franz Arnold Dham, Chronica Schmallenbergensis (5. Fortsetzung und Schluss), in: Schmallenberger Heimatblätter 24, 1970, S. 8-10.

Anton Mönig, Geschichte der Stadt Schmallenberg.

Karl Eugen Mummenhoff, Das Stadtbild von Schmallenberg, in: Schmallenberger Heimatblätter 33/34, 1973, S. 1-11.

Heinz Stoob, Grundrißbild und Stadtentwicklung von Schmallenberg, in: Stadt Schmallenberg (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Schmallenberg 1244-1969, Fredeburg 1969, S. 39-56.

Heinz Stoob, Schmallenberg (Westfälischer Städteatlas I – 13), Dortmund 1975.

Josef Wiegel, 31. Oktober 1822: Geburtsstunde des neuen Schmallenberg, in: Schmallenberger Heimatblätter 12, 1967, S. 1-9.

Josef Wiegel, Dokumente zum Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Brande von 1822, in: Stadt Schmallenberg (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Stadt Schmallenberg 1244-1969, Fredeburg 1969, S. 109-116.

Josef Wiegel, Schmallenbergs Weg in das Förderprogramm „Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen“, in: Schmallenberger Heimatblätter 63, 1996/97, S. 56-64.

Josef Wiegel, Schmallenberg – eine Schinkelstadt?, in: Schmallenberger Heimatblätter 70, 2003/04, S. 3-7.

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