Gasthof Heimes
Seit 15 Generationen in der Familie
1591 begann die Geschichte des Gasthof Heimes. Ursprünglich war der Hof eine Herberge für einfache Reisende, die Besitzer waren Leibeigene des Kloster Grafschaft. Um ein besseres Auskommen zu haben, boten Sie nicht nur Kost und Logis: Im Laufe der Zeit kamen eine Schmiede und eine Schnapsbrennerei mit eigenem Obstgarten dazu. Die Leibeigenschaft wurde irgendwann abgeschafft, die Besitzverhältnisse änderten sich, doch was blieb, war das stattliche Gasthaus von 1790. Seit mehr als 15 Generationen wird der Hof nun von der Familie Müller-Heimes geführt: ein Stück Schmallenberger Geschichte im Ortsteil Grafschaft.
Ein Vorfahr der heutigen Eigentümerfamilie Müller-Heimes gründete 1591 den Hof: Peter im Spyker war erster Besitzer und noch Leibeigener des Klosters Grafschaft. Seine Grundpacht betrug 1 Taler. In dem landwirtschaftlichen Betrieb wurde 1625 eine Schmiede eingerichtet, sauerländisch „Schmies“, das wurde der Hausname. 1668 betrieb Johannes Sporing den Hof mit Gewinn. Es war inzwischen auch eine Herberge für einfache Reisende; ihre Herrschaften wohnten im gegenüberliegenden Kloster. 1685 wird erstmals ein Bierausschank erwähnt, 1759 kam die Schnapsbrennerei hinzu. Erst 1806 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben. Erst 50 Jahre später konnte Heimes den Hof mit einer Ablösezahlung komplett vom Kloster übernehmen. Heute konzentriert sich die Familie Müller-Heimes auf den Gasthof, die Waldflächen gab sie nach dem Orkan Kyrill 2007 ab. Dafür gibt es seit 2003 nach 100jähriger Pause wieder eine Brennerei mit Obst von der eigenen Streuobstwiese.
Das heutige Hotelgebäude von 1790 ist ein Mansardendach-Giebelhaus mit einer ortstypischen Fassade. Die Westseite markiert den Ortseingang und prägt zusammen mit weiteren historischen Häusern das Straßenbild. Es steht aus wissenschaftlichen, baugeschichtlichen und städtebaulichen Gründen unter Denkmalschutz. Als schützenswert eingestuft sind die Traufwand auf der Straßenseite sowie Teile der rechten und linken Giebelwand samt dem darüberliegenden, auffallend reich gefalteten Schieferdach. Das zweigeschossige Fachwerkhaus steht auf einem massiven Sockel. Die Hauptfassade ist siebenachsig gegliedert. Da der Eingang nicht mehr in der Mittelachse liegt, wurde möglicherweise die ursprüngliche Verteilung von Türen und Fenstern geändert. Der Gastsaal von 1892 liegt auf einem massiven Wirtschaftsteil und wurde im Fachwerkstil seiner Zeit errichtet. 1955 wurde ein weiterer Flügel am Kern des Hauses angesetzt, wobei die Dachkontur erhalten blieb.
Die Familie Heimes stammt ursprünglich aus Winkhausen. Seit 15 Generationen lebt sie auf dem Hof. Wie das so ist bei Einheirat und Neuheirat, sind im Laufe der Zeit auch andere Nachnamen im Stammbaum zu finden. Einige sind mit einer besonderen Geschichte verbunden. Besonders tragisch ist die von Anna Schmies, die am 25. April 1630 in Oberkirchen als angebliche Hexe hingerichtet wurde. Sie sei zu spät zur Messe gekommen, habe zu wenig Weihwasser benutzt und die Knie nicht tief genug gebeugt. Üble Nachrede hatte zur Zeit der Hexenverfolgung schlimme Konsequenzen.
Ihre Nachfahrin Catarina Schmies lebte 1759 weit besser: Sie zahlte nur die damals schon üblichen Steuern für „Brandtewein brennen“.
Die Familie Heimes beherbergt seit vielen Jahrhunderten Gäste auf dem Hof. Seit 1668 ist die Herberge urkundlich, 1839 heißt es in der Konzession: „Heimes betreibt Ackerbau und logiert daneben“ – altertümlich für „er vermietet eine Unterkunft.“
Vertelleken
Aus dem Nähkästchen geplaudert...
Im Jahr 1685 wurde im Gasthof bereits Bier ausgeschenkt. Das belegt die kirchliche Aufzeichnung eines ausschweifenden Männergelages. Johannes Becker zu Wiedinghausen hatte am Sonntagmorgen schon vor der Messe dem Branntwein zugesprochen („in seines bruders haus“) und war dann mit drei weiteren Männern in „Schmiedts Joanns haus“ weitergezogen. Das war der heutige Gasthof Heimes. Hier tranken Caspar Jäger, Dierck Schmiedt und der junge Hensen zu Rahrbach „etliche maeß bier“. Für Johannes Becker war das zu viel, denn er „ist also wohlbeladen in die closterkirchen kommen“. Hier wird ihm doch recht übel: „Kaum hatte [er] sich niedergesetzet, [er] bricht sich im stuhle cum scandalo plurimorum astantium.“ Oder modern ausgedrückt: Zum Ärgernis aller Umstehenden hat sich der sehr betrunkene Johannes Becker vor rund 350 Jahren in der Kirche übergeben. Daran war wohl nicht das Bier im Gasthof schuld, sondern die zuvor gelegte Branntweinbasis.
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