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Arbeiterhäuser Am Hammer

Eine Werkzeugfabrik verändert eine Region

Im 19. Jahrhundert änderte die Industrialisierung das Leben vieler Menschen. Kleine Handwerksbetriebe konnten meist nicht gegen die effizienteren Fabriken bestehen. Mit dem Bau der Arbeiterhäuser Am Hammer hat der damalige Fabrikbesitzer weitergedacht. Er wollte Arbeitskräfte samt Familien halten, indem er ihnen eine vergleichsweise gute Wohnmöglichkeit zur Miete anbot. Heute gehören die Häuser zum DampfLandLeute-Museum Eslohe. Wie die Wasserkraftanlage der Fabrik stehen sie unter Denkmalschutz, weil sie beispielhaft sind für die Industrialisierung einerseits, andererseits aber auch für eine Vorform des sozialen Wohnungsbaus.

Der Kupferhammer in Niedereslohe war einer der ältesten Hämmer Westfalens. Schon 1497 gab es hier ein urkundlich erwähntes Hammerwerk, das über eine Mühle angetrieben wurde. Über die Jahrhunderte wechselten die Eigentümer häufiger. 1825 erhielt Christoph Gabriel die Konzession für den Niederesloher Hammer und industrialisierte den Betrieb. Zunächst stand an dieser Stelle ein Kupferhammer, später ein Stahlhammer, schließlich ein Raffinierhammer. 1870 gründete Gabriel eine Werkzeugfabrik an diesem Standort. Die Gewerke galten damals als fortschrittlich, denn die Fabrik bot ihren Arbeiterinnen und Arbeitern freiwillig eine firmeneigene Krankenunterstützungskasse. Zur selben Zeit wurden vermutlich auch die Arbeiterhäuser gebaut. Ein Grund war sicher, das Personal zu halten. Denn damals gab es viele Wanderarbeiter, die häufig den Standort wechselten. Für die Fabrik war es allerdings risikoreich, keinen festen Stamm an Arbeitskräften zu haben.

Die ursprünglich für Fabrikarbeiter und ihre Familien gebauten Fachwerkhäuser Am Hammer 18 und 20 stehen wegen ihrer historischen Bedeutung unter Denkmalschutz. Sie befinden sich in direkter Nähe zur früheren Werkzeugfabrik. Der Vergleich mit Fotos aus dem 18./19. Jh. zeigt, dass die Häuser mit Fachwerkgrundgeschoss und aufliegender Satteldachkonstruktion mehrfach umgebaut und auch erweitert wurden. So wurden Türen und Fenster nach Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner ergänzt, verschlossen oder verlegt. Wenigstens eins der Häuser wurde verlängert, erkennbar an dem fehlenden Fachwerk an der Traufseite. Die Giebel waren oder sind ganz oder teilweise mit Holz oder Schiefer verkleidet, hatten zeitweise Fenster oder Klappen, die heute nicht mehr existieren. Ebenfalls unter Denkmalschutz steht die Wasserkraftanlage, die aus einem Obergraben gespeist wird. Das Wasser treibt die Turbinenanlage des Museums an – früher gehörte diese zur Fabrik.

Wegen der fortschreitenden Industrialisierung mussten kleine Handwerksbetriebe häufig aufgeben, weil sie mit ihrer Handarbeit nicht mehr konkurrenzfähig waren. Viele Frauen und Männer zogen an Industriestandorte, um dort ein regelmäßiges Einkommen zu finden. Die Arbeitszeit in Fabriken betrug täglich 12 Stunden und mehr. Vorher sesshafte Menschen waren auf Wanderschaft, um Arbeitsangeboten hinterherzuziehen. Sie lebten oft unter ärmlichsten Bedingungen. Unterkünfte wie die Am Hammer waren eine seltene Neuerung. Über die frühen Mieter der Häuser ist nichts bekannt – auch nicht, wie viele Familien hier zusammenlebten und ob sie kinderreich waren.

Heutiger Inhaber der Arbeiterhäuser ist die Stiftung Eberhard König. Königs Vater hatte die marode Werkzeugfabrik Gabriel 1930 übernommen. Da Eberhard König kinderlos war, gründete er eine Stiftung, die unter anderem das Museum unterstützt. Auch Königs Sammlung technischer Denkmäler wird gezeigt.

Heute sind die Arbeiterhäuser weiterhin von der Koenig’schen Stiftung vermietet.

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Wie die Niederesloher Werkzeugfabrik Gabriel im Laufe der Zeit Einfluss auf die Region nahm, zeigen unterschiedliche Geschichten. Der Dorfschmied Johann Joseph Pieper war der letzte seiner Zunft in Sallinghausen. Die Fabrik machte „Schmies Schmiedchen“ am Ufer des Mühlengrabens unrentabel. Sein Sohn Johann war einer der ersten ausgebildeten Schlosser, der in der Werkzeugfabrik arbeitete. Ohne die Fabrik hätte Eslohe wohl auch keinen Bahnhof – wenigstens nicht an dieser Stelle. Als 1911 die Bahnstrecke von Finnentrop nach Wennemen gebaut wurde, kam die Station nicht in den Ortskern, sondern wurde auf Betreiben des Fabrikanten Ferdinand Gabriel mit Fabrikanschluss errichtet. Schließlich wären ohne den letzten Eigentümer und seine Koenig’sche Stiftung heute viele lokale Maßnahmen nicht möglich. 1993 betrug das Kapitalvermögen 7 Millionen Euro; die Stiftung finanzierte zum Beispiel das Museum, ein Seniorenheim sowie ein Hallenbad.

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