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Stertschultenhof

Am Ende kommt der Schwanz, Plattdeutsch „Stert“ genannt. Damit ist klar, wo der Stertschultenhof liegt: am Ende des Ortes, nördlich von Cobbenrode. Die Hofstelle ist eine der ältesten im Sauerland, der detailliert gearbeitete Barockgiebel aus dem 18. Jahrhundert ist ungewöhnlich gut erhalten. Viele Jahrhunderte lang war der Hof Anlaufstelle für Reisende, als Gaststube und Vorspannhof. Schon immer lag er ideal an einer Wegstrecke, die vom Sauerland bis ins Rheinland führte. Heute ist es die B 55 – früher kannte man diesen Abschnitt als Minden-Koblenzer-Chaussee. Treffpunkt ist das Haus geblieben: Hier findet sich jetzt unter anderem eine Begegnungsstätte.

Als Cobbenrode 1293 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, war die Hofstelle des „Stert Schulte“ wohl einer von vier Höfen im Ort. Die heutige Anlage aus Fachwerk wurde 1769 neu gebaut. Lange gehörte der Hof dem Stift Meschede und war vermutlich eine lukrative Einnahmequelle. In hügeligen Gegenden waren Vorspannhöfe üblich. An ihnen spannte man neue Zugtiere oder weitere Pferde vor Kutschen, um Anstiege zu bewältigen. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts standen hier mehrere Pferdegespanne wegen der Steigung der Schwartmecke. Für Erztransporte aus dem Siegerland war der Hof Ende des 19. Jahrhunderts wohl Etappenstation. Landwirtschaft und eine Gaststube bescherten den Bewohnern weitere Einkünfte. Landwirtschaftlich genutzt wurde der Betrieb bis 1995. Da verkaufte die Eigentümerfamilie den Hof an den Heimat- und Förderverein Cobbenrode. Heute ist hier eine öffentliche Begegnungsstätte mit Museum, Archiv, Ausstellungsflächen und Trauzimmer.

Die ungewöhnliche Größe des Sterschultenhofs ist noch heute gut zu erkennen. Das Hauptgebäude, ein Niederdeutsches Hallenhaus von 1769, ist weitgehend original erhalten. Es wurde in Sauerländer Fachwerkausführung erbaut und 1995-2001 umfassend renoviert. Ursprünglich war das Satteldach wohl strohgedeckt. Die Erdgeschossmauer besteht aus verputzen Bruchsteinen. Auf ihr liegt das Fachwerk-Obergeschoss getragen von einem 4-Ständergerüst, darüber ein hohes Giebeldreieck. Besonders beeindruckend ist die charakteristische Giebelwand, auf der viele Zierelemente zu sehen sind, wie die Figur des Wilden Mannes, Inschriften und Schnitzereien. Das Haus ist in drei „Schiffe“ gegliedert, die durch eine befahrbare Diele erreichbar sind. Der hintere Teil ist in den Hang eingegraben. Die Ställe lagen im rechten Schiff, darüber die Vorrats- und Gesinderäume. Im Haus gibt es einige bedeutende Verzierungen, darunter einzigartige Wandmalereien und Täfelungen.

Welcher Schulte dem Stertschultenhof seinen Namen gab, ist nicht überliefert. Bis heute ist es in der Region üblich, jahrhundertealte Hofnamen als Namenszusatz zu führen. Im 16. Jahrhundert wird in Schriften das „Haus zum Sterten“ erwähnt, im 19. Jahrhundert ist vom Besitzer „Franciscus Willmes gen. Stert Schulte“ die Rede. Die männlichen Erbauer des Haupthauses geben ihre Nachnamen auf dem Giebeldreieck als Schulte an. Die Frau dagegen heißt Wiegert.  Das Haus bot nicht nur einer großen Familie samt Gesinde, sondern auch Pferden und der Gaststube Platz. Fuhrleute gingen ein und aus. Nebengebäude und zugehörigen Grundstücken waren teilweise ebenfalls bewohnt. Zuletzt lebte über 100 Jahre lang die Familie Bille im Haupthaus. Nach der Renovierung entstand 2001 die öffentliche Begegnungsstätte mit Museum. Weitere Räume nutzen das Archiv für plattdeutsche Mundart des Sauerländer Heimatbunds und der Naturpark Sauerland-Rothaargebirge.

Vertelleken

Aus dem Nähkästchen geplaudert...

 

Vielleicht haben es einige gleich gemerkt: Der Familienname „Coppenrath“ stammt aus Cobbenrode. Und wer jetzt an Torten denken muss, liegt nicht ganz falsch, denn es gibt eine familiäre Verbindung zu einer Konditoreimarke ähnlichen Namens. Ein Teil des früheren Rittergeschlechts derer von Cobbenrode lebte hier und ließ sicher auch im Stertschultenhof vorspannen. Doch schon im 16. Jahrhundert sagte sich die Familie vom alten Adel los und wandte sich anderen Beschäftigungen zu.

Mittlerweile leben die Nachfahren über den Globus verstreut – einmal kamen sie zu einem Familientreffen nach Cobbenrode. Im Jahre 2002 reisten Coppenraths aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, USA, Kanada und Tahiti an. In Erinnerung an ihren Stammsitz stellten sie am Sterttschultenhof einen Gedenkstein aus Fredeburger Schiefer auf. Und verspeisten 40 große Torten, die frisch geliefert worden waren…

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