Historische Kirchenorgel in der St. Pankratius Kirche Reiste
Ein Juwel der Orgelbaukunst
In der St. Pankratius Pfarrkirche in Reiste befindet sich eine der wertvollsten historischen Orgeln ganz Westfalens. In dem 2018 restaurierten Instrument hat sich ein umfangreicher Pfeifenbestand aus mehreren Epochen erhalten. Die ältesten Pfeifen gehen auf eine Barockorgel zurück, die 1633 für das Kloster in Grafschaft gebaut wurde und die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Reiste versetzt wurde. Weitere Register stammen aus einem Orgelneubau von 1854 durch den Orgelbauer Anton Fischer. Die Orgel in Reiste ist hinsichtlich ihres Pfeifenbestandes eines der interessantesten und wichtigsten Orgeldenkmäler unserer Region und darüber hinaus, weil in diesem Instrument Orgelpfeifen aus rund 400 Jahren Orgelgeschichte anzutreffen sind.
Das Reister Instrument hat seinen Ursprung in der 1633 für die Klosterkirche Grafschaft gebauten Orgel. Im Zuge des Neubaus der Grafschafter Klosterkirche 1743 wurde die Orgel nach Reiste in die alte romanische Kirche versetzt. 1849 wurde der Grundstein für die neue im neugotischen Stil errichteten Reister Kirche gelegt. Bereits während der Bauphase der heutigen Kirche plante der Reister Lehrer, Küster und Organist Johann Friedrich Nolte einen großzügigen Orgelumbau, der die Erhaltung des gesamten alten Pfeifenmaterials und der Register vorsah. Mit dem Umbau wurde Orgelbauer Anton Fischer aus Beckum beauftragt. Die neue Orgel konnte nach zweijähriger Bauzeit 1854 eingeweiht werden und überdauerte gut 100 Jahre weitgehend unverändert. Bereits zu der damaligen Zeit besaß Reiste ein wertvolles und hochgelobtes Instrument. 1973 erfolgte grundlegender Umbau der Orgel durch die Dorstener Orgelbauwerkstatt Franz Breil. Dabei wurde der neugotische Prospekt aufgegeben und durch ein neues Gehäuse ersetzt. Außerdem wurde die gesamte technische Anlage mit Materialien der 1970er Jahre erneuert. Der wertvolle historische Pfeifenbestand sowie die Windladen wurden glücklicherweise nahezu vollständig übernommen. Von 2015 bis 2018 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Eule aus Bautzen grundlegend restauriert und rekonstruiert. Ziel der Restaurierung war der denkmalpflegerische Ansatz, den Umbau aus den 1970er Jahren rückgängig zu machen und das Instrument wieder in seinen historischen Kontext von 1854 zu versetzen.
Das 2018 neu gebaute Orgelgehäuse und der Orgelprospekt orientieren sich an dem historischen Vorbild, das passend zur Architektur der Pfarrkirche im neogotischen Stil gefertigt wurde. Das Orgelgehäuse beherbergt die insgesamt 29 Register der zweimanualigen Orgel mit insgesamt etwa 2.000 Orgelpfeifen. Die gesamte Spielanlage funktioniert entsprechend dem historischen Vorbild rein mechanisch.
Kirchenorgeln standen früher und auch heute noch im Dienst der Liturgie und dienen der Verschönerung der gottesdienstlichen Feier. In Zeiten zurückgehender Kirchenbesucherzahlen und Gottesdienstangeboten tritt gerade bei bedeutenden Instrumenten der Konzertcharakter mehr in den Vordergrund. Der Verein „Projekt Reister Orgel“, der die Restaurierung der Orgel maßgeblich begleitet hat, hat sich zum Ziel gesetzt, das bedeutende Instrument zu erhalten und Konzerttätigkeiten zu organisieren. Termine und weitere Informationen zur Orgel sind unter www.projekt-reister-orgel.de abrufbar.
„Laus Deo“ – „Lob sei Gott“ war auf dem ursprünglichen Orgelprospekt aus dem 19. Jahrhundert zu lesen. Aber auch die Orgelpfeifen im Inneren des Gehäuses beinhalten spannende Inschriften, die bei der Rekonstruktion der Orgel wertvolle Hilfe leisteten. So waren auf fast allen historischen Pfeifen Signaturen in Form von Tonbuchstaben zu finden. Dieser wichtige Befund ermöglichte es, den Willen des Erbauers zu ergründen und etwaige spätere Veränderungen nachzuvollziehen.
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