Der Power-Ranger
Mit Ranger Stefan Knippertz auf Waldkurs
Einen Kampfanzug hat er nicht an, auch mit Monstern hat er sich noch nicht angelegt. In den Wäldern im Schmallenberger Sauerland und der Ferienregion Eslohe scheint es offenbar keine zu geben.
"Der Wald ist für mich ein Lebensbegleiter. Die Bäume, die Tiere, die Gerüche, die Jahreszeiten und alles, was dort passiert. Er verändert sich ständig.“
Tipps für einen Waldausflug
Von Ranger Knippi
1. Bestimmungsbuch für Pflanzen, Vögel und Wildtiere besorgen und gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen.
2. Am Baum lehnen oder hinsetzen und ganz ruhig lauschen und beobachten, was um einen herum passiert.
3. Barfuß über Waldboden, weiches Moos und durch den kalten Bach laufen.
4. Einen tollen Unterschlupf aus Ästen bauen - ganz ohne Werkzeug und Nägel.
5. Ein Waldbild aus Zweigen, Steinen, Blättern und Gräsern legen.
Ein Waldspaziergang mit Ranger Knippi
Trotzdem stellen sich viele Kinder die Aufgaben des Natur- und Landschaftspflegers Stefan Knippertz wie die aus der Fernsehserie „Power Rangers“ vor. Die Kraftpakete mit außergewöhnlichen Fähigkeiten beschützen die Welt vor dem Bösen und müssen dabei natürlich allerlei Abenteuer bestehen. Auch wenn die Arbeit des Mannes mit dem typischen Rangerhut und dem braunen Outfit anders aussieht, stimmt die Vorstellung vielleicht - wenigstens ein ganz kleines bisschen. Denn Heldenqualitäten kann man als Ranger auf jeden Fall gebrauchen: für den Schutz der Wälder. Dabei gibt es viel zu tun - fast wie in einer Abenteuergeschichte.
Eines der größten Abenteuer bei seiner Arbeit sind die Menschen selbst. Viele von ihnen leben in der Stadt und haben den Wald noch nie so richtig erlebt. Für sie ist er eine fremde Welt, abgeschieden und manchmal auch unheimlich. Andere denken, dass es dort nichts zu erleben gibt und einfach langweilig ist. Der Wald - der große Unbekannte. Und hier genau kommt nun Stefan Knippertz ins Spiel. Seit er denken kann, ist er dort unterwegs, hat deshalb später Forstwirt gelernt und die Meisterprüfung gemacht. „Der Wald ist für mich ein Lebensbegleiter. Die Bäume, die Tiere, die Gerüche, die Jahreszeiten und alles, was dort passiert. Er verändert sich ständig.“ Wie spannend dieser besondere Lebensraum ist, wollte er gerne auch anderen zeigen und ihnen mit seinem Wissen zugänglich machen - und bewarb sich für die Ausbildung zum Ranger.
Seit 18 Jahren ist Stefan Knippertz jetzt schon Natur- und Landschaftspfleger beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Er kontrolliert und pflegt Wege und ist Wanderern ein kompetenter Ansprechpartner. Bei seinen Führungen weckt er gerne auf spielerische Weise das Interesse für den Wald. Dafür, wie wichtig dieser für das Klima und als Wasserspeicher ist und damit für uns Menschen, wie gut er uns tut und was er uns alles mit seinem Rohstoff Holz für unseren Alltag schenkt. „Ich will nicht belehren, sondern versuche einen Raum für eine Begegnung zu schaffen. Ganz auf Augenhöhe, egal wie alt die Teilnehmer sind.“ Gerne geht der Ranger mit Kindern in einen Mischwald mit vielen Bachläufen wie im romantischen Sorpetal - übrigens seine Heimat. Dann schickt er die Kinder los, um Kleinstlebewesen zu entdecken, wie zum Beispiel eine Quellschnecke, die anzeigt, wie gut die Wasserqualität ist. Bei Spielen wie einem Hobelzahnsägen-Wettbewerb zwischen Mädchen und Jungen oder einer Mutprobe beim Brennnesselpflücken, vergessen die Kinder alles um sich herum. Vor allem, wenn das Handy mal für ein paar Stunden Pause hat. Immer mit dabei: Eddy und Lotte, seine zwei Hunde - ein aufgeweckter, kleiner Jack Russel und eine riesengroße Dogge-Dobermann- Mischlingshündin. „Gerne halte ich an einem Bachlauf oder an einer dicken Eiche an. Mit den Geräuschen und Düften ist das ein ganz sinnliches Erlebnis für die Kinder. Wenn sie im Wald unterwegs sind, bekommen sie richtig Hunger. Manche schlafen dann ein, gerade wenn sie dabei das weiche Fell der Hunde streicheln.“
Auch mit Jugendlichen streift Ranger Knippi, wie er in seinem Heimatort genannt wird, durch sein Revier am Sauerland-Höhenflug und der Sauerland-Waldroute. Obwohl diese meist erst mal schwieriger aus ihrer multimedialen Welt zu holen seien. „Die gemeinsamen Spiele funktionieren bei ihnen aber fast genauso gut wie bei den Kleinen“, meint Stefan Knippertz mit einem Lächeln. Und nach ein paar Stunden Draußensein verstehen sie, warum es sinnvoller ist, einen Baum oder eine Streuobstwiese für Bienen zu pflanzen als im Internet einen Like zu geben oder für Fridays for future auf die Straße zu gehen. „Global denken, aber lokal handeln“ ist seine Devise und wünscht sich, dass die Menschen mit den vorhandenen Ressourcen besser umgehen. Ob Groß oder Klein - Stefan Knippertz spürt bei jeder Führung, wie die Natur die Menschen „umarmt“, sie ruhiger werden und auch untereinander mehr zusammenkommen. Er selbst genießt seinen Arbeitsplatz mitten in der Natur - bei Sonne und Regen. Die Hektik einer Großstadt ist nichts für i hn, er kommt im Wald selbst am besten an und runter. Auf ganz unterschiedliche Weise: So sammelt er Pilze, folgt Tierspuren oder sitzt abends an einem stillen Platz, um dem Tag nachzuspüren. Der Wald - ein durch und durch sinnliches Erlebnis für ihn. Doch als Power-Ranger hat er natürlich auch noch andere Hobbies, ein ganz lautes sogar: Mit seiner Motorsäge schnitzt er tolle Skulpturen aus Holz.
Wildes Abenteuer in Schanze
Der Kyrillpfad
Der Kyrillpfad
Die Ruhe nach dem Sturm
Ein wildes Abenteuer ist ein Streifzug auf dem Kyrillpfad in Schanze. Die Narben, die der Orkan vor 14 Jahren geschlagen hat, sind heute nicht mehr sichtbar. Dafür ist hier die Artenvielfalt gigantisch, weil man das Gebiet ganz sich selbst überlassen hat. So sind viele neue Lebensräume entstanden, z.B. für Insekten, die zuvor keinen Platz hatten. Auch Wildkatze, Singvögel, Falken und verschiedene Spechtarten wie der Dreizehenspecht sind zurückgekommen, ebenso wachsen viele Pilze und seltene Moosarten, z.B. das Irische Moos. Ein Zeichen für saubere Luft und ein feuchtes Klima.